Kap.3: ZAHL-BILDER DER ZHOU (CHINA)
Figur-Index
Fig.3a: Zahl-Bilder der Zhou (China)
Fig.3b: Bild- und englisch/deutsche Wort-Deutung der Ziffern
Unsere abendländische Schulweisheit sagt: "Die Ziffern sind
(indisch-) arabischen Ursprungs, entstanden etwa im 8. Jh. nach
Chr.". Man beruft sich auf den arabischen Ursprung des Wortes
"Ziffer", auf die Einführung des Stellensystems mit der Null 0
(sanskrit sUNJA, arabisch AL ZaFR, "die Leere") durch die Araber
im 8. Jh. nach Chr. und auf das Fehlen der Ziffern 0, 2..4, 6..9
im abendländisch-römischen Zahlsystem. Es ist bekannt, dass
Hebräer und Griechen bereits im 8. Jh. vor Chr. Buchstaben in der
Ordnung ihres Alphabets als Zahlen verwendeten. Allerdings können
diese Buchstaben nicht Vorläufer der "arabischen" Ziffern sein, da
keine Übereinstimmung in der Form besteht. Universelle Standardwerke zur Ziffernkunde (K. Menninger, Vandenhoeck & Ruprecht:
Göttingen 1958. G. Ifrah, Seghers: Paris 1981) vermitteln die
Lehre vom (indisch-) arabischen Ursprung der Ziffern und finden
ein breites Publikum.
Aber es gibt mehr Dinge, als sich unsere abendländische Schulweisheit träumen lässt. Der Autor sagt:"Die Ziffern 1 bis 9 wurden
von den Indern und später von den Arabern aus China übernommen, wo
diese Zahl-Zeichen (chinesisch ZI, "Zeichen") bereits mehr als
tausend Jahre vorher, zur Zeit der mittleren Zhou-Dynastie, etwa
vom 8.Jh. vor Chr. an, auf Jade- und Bronze-Inschriften zu finden
waren. Das yin-Zweiteilungs-Zeichen der geradzahligen Ziffern
weist hin auf das chinesische yin/yang-Prinzip und damit auf den
chinesischen Ursprung der Zahl-Bilder".
Fig.3a: Zahl-Bilder der Zhou (China)
Figur 3a zeigt Zahl-Bilder von Münzen-Vorläufern, darunter die
Ziffer 7 von einer Spatenmünze der Zhou aus dem 8. Jh. v. Chr.
Der Autor hatte als Mitglied der Oriental Numismatic Society
Gelegenheit, Münz-Exemplare mit Zahl-Bildern der Zhou für seine
Sammlung zu erwerben. Diese alten Münzen-Vorläufer, von denen einige noch Spaten-Form (chinesisch BU) aufweisen, werden in der
westlichen Literatur nur in Einzelstücken besprochen und wurden
erstmals im chinesischen Münz-Katalog von Ding Fu Bao (DF) vollständig katalogisiert, siehe Literatur zur Zeichenzählung.
Wenn auch die damals von Ost nach West wandernden Völker kaum
Schriftliches überliefert haben, z.B. ist die "skythisch-chinesische Periode" in den Jahrhunderten um Christi Geburt nur aus archäologischen Funden bekannt, so wurden doch ihre Sprachen in Gestalt unserer heutigen europäischen Sprachen überliefert. In
Deutsch und Englisch kann durch "Sprach-Archäologie" noch viel
entdeckt werden. Das deutsche Verb "zählen" und das englische "to
tell" weisen darauf hin, dass Zahlen ursprünglich als Kerben
("Dellen") in Holz geritzt wurden. Aus "Zahlen" und "Buchstaben",
d.h. in Buchenholz-Stäbe geritzten Zeichen, besteht eine "Erzählung", englisch "tale".
Der Leser möge sich davon überzeugen, dass die deutschen und die
englischen Zahl-Worte erstaunlich genau die Bedeutung der chinesischen Zahl-Bilder beschreiben, wenn auch nicht unbedingt deren
Wortklang.
Fig.3b: Bild- und deutsch/englische Wort-Deutung der Ziffern
Figur 3b deutet die chinesischen Bilder aus Figur 3a und die
deutschen und die englischen Worte für die Ziffern von 1 bis 9.
Wie zu erwarten zeigt sich Übereinstimmung bei den "naturgegebenen" Deutungen, z.B. ist die Zahl 5 bei allen Völkern als Anzahl
der Finger einer Hand bekannt, und bei "mathematischen" Deutungen:
z.B. gehört die in 2, 4, 6, 8 erkennbare 2-Teilung, das in 6 erkennbare 3-Eck und das in 4 erkennbare 4-Eck zum Gedankengut vieler Völker.
Der in alter Zählung Monat "Drei" der fruchtbaren neuen "Trieb"e
wurde im altitalischen Kulturkreis umbenannt in Mai nach dem/der
Gott/Göttin Maius/Maia der Fruchtbarkeit. Der "Trieb" ist im deutschen und im englischen Wort für die Ziffer 3 überliefert und
entspricht dem chinesischen Bild für den Baum-Trieb, der mit einem
Mittel- und zwei Seiten-Trieben nach links wächst.
Die Deutung des deutschen und des englischen Worts für die Ziffer
4 entspricht dem chinesischen Bild für die Ziffer 4 als zwei
-Saiten-Instrument, das mit vier "Fingern quer" gegriffen wird.
Die Ziffer 6 stellt im deutschen und im englischen Wort eine
"Säge" (lateinisch secare, schneiden) dar, im chinesischen Bild
ein Spitz-Dach. Der Zusammenhang ist erkennbar in der gemeinsamen
Spitz-Form oder im Gebrauch des Messers zum Zuschneiden des Reet
- bzw. Laub-Dachs oder in der bereits bei Figur 2d erwähnten
Scharfkantigkeit von Reet ("Schnittlauch"). Der in alter Zählung
Monat "Sechs" der Ernte-Schnitter-Zeit mit den spitzen Ähren
-Hocken auf den Feldern wurde in römischer Zeit umbenannt in
August nach dem Kaiser Augustus.
Die Sachsen (Sax-Mannen) aus Angeln, dem Anger-Land benannt nach
ihrem Gott Ing, haben ihren Namen von ihrer messerförmigen Waffe
"Sax" (Säge) und lebten schon vor ihrer Fahrt nach England (Land
der Angeln) in Häusern mit spitzem Reetdach.
Verblüffend ist die Übereinstimmung des deutschen und des englischen Worts für die Ziffer 7 mit dem chinesischen Bild des
"Regen-Drachens". Im Bauernland China wurde der Drache positiv gedeutet als Sinnbild des ewig unzerstörbaren, unteilbaren, aufsteigenden und wie durch ein "Sieb" wieder niedertropfenden Leben
-spendenden Wassers. Der in alter Zählung siebte Monat "Septem"ber
ist im Mittelmeerraum und in den Himalaja-nahen Sommer-Monsun
-Regionen der Regen-Monat (Applet 5b).
Interessant ist die Darstellung der Ziffer 9 in Wort und Bild
als 3*3=9 Trieb. Der Neu-Trieb aus Neu-Trieben "NeuN(eu)" symbolisiert Lebenskraft und Stärke. Aus 3 Bündeln von je 3 Yak-Schwänzen
bestand die Standarte der mongolischen und der alt-türkischen Eroberer. "TUQUz" ist das türkische Wort für Neun und "TUgXUk" hieß
die alt-türkische Standarte.
"NAGAIKA" ist das russische Wort für die "neunschwänzige Katze"
der Kosaken. Damit aber nicht genug: "NacacaW" ist das ägyptische
Wort für die Herrscher-Peitsche der Pharaonen und Peitschen-ähnlich ist das ägyptische Bild für 10*10=100 (Hundert).